Die Ballade vom Computer pX

Der Computer pX in den auesseren Staaten
tat all das, was andre Computer auch taten:
Er rechnete Brueche, berechnete Kosten
und ging theoretisch weiss was alles posten
jonglierte mit Defizits, Budgets und Spesen
verrechnete Fett, kalkulierte Chinesen
erweiterte Saetze von Gauss und Bernoulli
erfand einen eisbaerensicheren Pulli
samt Ellbogenschoner fuer Schmetterlinge
und viele andere, nuetzliche Dinge
durchbohrte die Anden, verjuengte Greise
und drehte gefangene Tarantlen im Kreise
addierte die Zeugungskraft aller Putter
kurz, war ein solider und guter Computer.

Nur etwas war heikel, und das war genau:
Der Mann der ihn fuetterte der war eine Frau.
Eine Frau, eine Frau, eine Frau, eine Frau, eine Frau.

Name: Zeller Vorname: Elisabeth Beruf: Dr. Math. Groesse: 1.58 Augen: Schwarz Haare: Mattbraun Zivilstand: ledig .. ledig .. ledig .. ledig

Der Computer war auch nur ein Mensch wie wir alle
und ging dieser Fuelle an Reiz in die Falle.

Bald zitterte er bis zur innersten Niete
wenn ihr Antlitz auch nur schon von weitem erbluehte
und wenn sie ihn zarten Gelenkes beruehrte
ein neues Problem in den Rachen ihm fuehrte
dann knack’t ihm das Eisen vor innerem Glueck
und Saetze wie folgender kamen zurueck:

„Epsilon achzehnter, n-ter und q-ter.
Herzliche Gruesse, Ihr Computer.“

Dies lesend, machte Elisabeth Zeller
Augen wie kleine Dessertteller
verspuerte ein Gruseln mittlerer Lage
und las dann die Antwort zur naechsten Frage:

„Kein Ergebnis unter Jod und Amino.
Kommen Sie heute mit mir ins Kino?“

Verehrung ihn Ehren, doch eine Maschine!
Elisabeth las mit erbleichender Miene:

„pi 15 pro Tonne kanadischer Eicheln.
Montieren Sie mir einen Greifer zum Streicheln!“

Die Frau ueberlief’s, das fand sie nun schaendlich
dann wurde er vollends unmissverstaendlich:

„8 Sigma, 0 14, HG eines Stuecks.
Ich liebe Sie. Yours, for ever, pX.“

Da verlor Fraeulein Doktor ganz ploetzlich die Fassung
und bat den Direktor um Ihre Entlassung.
Bloss zwei Tage spaeter stand sie am Abend
Die Arbeitseffekten schon eingepackt habend
zum letzten Mal vor dem Balzautomaten
rekapitulierte nochmals dessen Taten
und schuettelte duester den mattbraunen Kopf
Da leuchtete ploetzlich der Antwortknopf:

„Bitte kriechen Sie mir ins Getriebe:
Ich sehn mich so nach ein bisschen Liebe.“

Sie wusste beinah nicht, wie ihr geschah
doch pX stand so traurig und greiferlos da
und zuckte so einsam mit Zeigern und Zaehlern
geschunden von wissensbegierigen Quaelern
so frierend in chromstahllegierter Verschalung
so bar jeden Schmucks und jeder Bemalung
so freudlos unf plump, und walfischhaft nackt
dass sich fraeulein Zeller, von Mitleid gepackt
in ploetzlicher Regung die Roecke schuerzte
und in des Computers Hauptoeffnung stuerzte!

Ein Blitzen von Lichtlein, Kontakte, die summen-
und dann ein behagliches, nachtlanges Brummen.

Der Computer jedoch blieb seither vernichtet
und auch Fraeulein Doktor ward nicht mehr gesichtet.

(aus Franz Hohler „Das Kabarettbuch“)